Mittwoch, 23. September 2009

Das Märchen von der "Sündhaftigkeit der Frau"

Mythen lassen sich nicht durch Ignoranz aus der Welt schaffen, denn sie sind mehr als bloße Dichtung, und das in zweifacher Hinsicht: Zum einen beinhaltet ein Mythos eine tiefere Wahrheit, sodass seine Fehlinterpretationen, zu denen auch die "Sündhaftigkeit der Frau" gehört, erst dann aus der Welt geschafft werden können, sobald die eigentliche, tiefere Bedeutung des Mythos erklärt und damit zugleich der Mythos selbst zerstört ist. Zum anderen beeinflussen Mythen unser Unterbewusstsein und steuern auf subtile Weise unser Verhalten, was uns auch erst dann bewusst wird, sobald der Mythos erklärt ist.

Die "Sündhaftigkeit der Frau" basiert auf der theologischen Fehlinterpretation des zweiten Schöpfungsmythos im alten Testament der Bibel. Dort wird von den ersten "lebendigen Menschen" im Paradies genannt Adam und Eva berichtet, denen Gott der Herr verbietet, sich an der "Frucht vom Baum der Erkenntnis" zu bedienen, die in gegenständlich-naiven Darstellungen meist als Apfel an einem Apfelbaum gezeigt wird. Eva bricht als erste das göttliche Verbot, weil sie von der "Schlange" dazu verführt wird, und Adam bricht danach das Verbot, weil er wiederum von Eva verführt wird. Daraufhin werden beide aus dem Paradies vertrieben und können (vorerst) nicht mehr zurück. Tatsächlich ist diese kleine Geschichte die reine Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit! Allerdings müssen wir uns schon selber helfen, wenn wir diese fundamentale Wahrheit verstehen wollen:

Und der Baum des ewigen Lebens, wie er in Erscheinung getreten ist durch den Willen Gottes, befindet sich im Norden des Paradieses, sodass er die Seelen der Reinen unsterblich mache, die hervorkommen werden aus den Gebilden der Armut zum Zeitpunkt der Vollendung des Äons. Die Farbe des Baumes des Lebens aber gleicht der Sonne. Und seine Zweige sind schön. Seine Blätter gleichen denen der Zypresse. Seine Frucht gleicht einem Bund von Weintrauben, wobei sie weiß ist. Seine Höhe geht hinauf bis in den Himmel.

Und neben ihm befindet sich der Baum der Erkenntnis, wobei er die Kraft Gottes hat. Seine Herrlichkeit gleicht dem Mond, wenn er sehr leuchtet. Und seine Zweige sind schön. Seine Blätter gleichen Feigenblättern. Seine Frucht gleicht guten, appetitanregenden Datteln. Dieser nun befindet sich im Norden des Paradieses, sodass er die Seelen aus dem Schlaf der Dämonen erwecke, damit sie zum Baum des Lebens kommen und von seiner Frucht essen und so die Mächte und ihre Engel verurteilen.

Diese wundervolle Poesie (Nag Hammadi Library / Die Schrift ohne Titel / Über die Bäume des Paradieses) stammt aus einer Zeit, als die "heilige katholische Kirche" noch nicht alles für sich in Anspruch genommen hatte, was sich heute "christlich" nennt. Der Baum des (ewigen) Lebens taucht ebenfalls in der "heiligen Bibel" auf, wird dort aber, wie der Baum der Erkenntnis, nicht näher beschrieben. "Apfelbäume" sind es ganz sicher nicht, aber auch die Zypresse (immergrüner Nadelbaum) und der Feigenbaum (Laubbaum, der seine Blätter im Winter abwirft) sind wiederum nur Symbole für etwas sehr viel Grundlegenderes. Wörtlich übersetzt heißt der Baum des Lebens "Baum, der Frucht ist und Frucht macht". Es gibt keinen Baum in der Natur, der gleichzeitig "Frucht ist und Frucht macht", aber der Geldkreislauf in einer Volkswirtschaft ist der Gewinn und macht wieder Gewinn! Der Baum der Erkenntnis ist eigentlich der "Baum, der Frucht macht". Das machen zwar viele Bäume in der Natur, aber von der Hypothese, dass es sich bei den "Pflanzen" in der Genesis um natürliche Gewächse handelt, können wir uns jetzt verabschieden. Der Baum der Erkenntnis ist der Geldverleih und seine "Frucht" ist der Zins, genauer: die Liquiditätsverzichtsprämie!

Die Heilige Schrift wäre wohl kaum die Heilige Schrift, wenn sie nichts weiter enthielte, als die moralisierenden Oberflächlichkeiten, die unsere „liebe Priesterschaft“ seit Jahrtausenden in sie hineininterpretiert hat, mit dem einzigen Zweck, das arbeitende Volk von der grundlegenden Erkenntnis abzuhalten, dass die Erbsünde nichts anderes ist als der Privatkapitalismus! Dabei wissen die Priester schon lange nicht mehr, was sie tun. Die letzten Priester, die die wahre Bedeutung der Erbsünde noch kannten, waren jene, die um 580 v. Chr. den heute "ersten" Schöpfungsmythos (7-Tage Schöpfung, Genesis 1,1 – 2,4a) vor den heute "zweiten" (Paradiesgeschichte, Genesis 2,4b – 3,24) setzten, dessen Urform schon im dreizehnten vorchristlichen Jahrhundert entstand. Grundsätzlich geht es in der originalen Heiligen Schrift immer und ausschließlich um die tatsächliche Basis allen menschlichen Zusammenlebens und um die elementarste zwischenmenschliche Beziehung in einer arbeitsteiligen Zivilisation (der Welt des Menschen): Makroökonomie und Geld. Volkswirtschaftliche Zusammenhänge wurden in Ermangelung wissenschaftlicher Fachbegriffe mit genialen Metaphern beschrieben, deren Bedeutung immer nur Eingeweihten bekannt war. Die "Wissenschaft der Theologie" gibt es gar nicht, genauso wenig wie alle anderen Hirngespinste, die sich die "heilige katholische Kirche" zusammenphantasierte, und die aber dennoch auf einer jeweils tieferen ökonomischen Wahrheit beruhen, und daher nicht aus der Welt geschafft werden können, solange die jeweiligen ökonomischen Wahrheiten, die sich dahinter verbergen, nicht erklärt sind.

Götter sind auch nur Hirngespinste; das heißt aber nicht, dass sie nicht existieren. Es handelt sich dabei um künstliche Archetypen im kollektiv Unbewussten, von denen wir uns nicht befreien können, solange sie nicht erkannt sind. Schöpfungsmythen sind geniale metaphorische Beschreibungen der Makroökonomie einer Kultur, und die darin implizit enthaltenen Götter bewirken "geistige Beschneidungen von Untertanen", die in früheren Zeiten, als die Religion (= Rückbindung auf einen künstlichen Archetyp = Gott aus der Sicht der Untertanen) noch eine exakte Wissenschaft war, dazu verwendet wurden, um eine größere Anzahl von zuvor in eigenständigen kleinen Dörfern (Urkommunismus) lebenden Menschen zu einer übergeordneten arbeitsteiligen Kultur zusammenzufügen.

Die ersten Kulturen waren zentralistische Planwirtschaften noch ohne liquides Geld, wie z. B. das alte Ägypten der Pharaonen vor den Ptolemäern (ca. 3000 v. Chr. bis ca. 320 v. Chr.). Die höhere Kulturstufe, die durch verbesserte Arbeitsteilung unter deutlich mehr Menschen erreicht wurde (Ursozialismus), bedeutete jedoch einen Verlust an Individualität und Freiheit, insbesondere für das arbeitende Volk. Die Pharaonen und ihre Oberpriester betrieben daher eine geheime Staatskunst, um aus Menschen - durch gezielte geistige Beschneidungen - willige "Arbeitsameisen" zu machen. Die Pharaonen wären nicht auf die Idee gekommen, Geld als Zwischentauschmittel zu verwenden, da sie bereits wussten, dass ein Zinsgeldkreislauf nicht stabil sein kann. Gold und Silber sowie Kupferbarren wurden nur als Wertmaßstab benutzt, nicht jedoch als umlaufendes liquides Geld. Der im Vergleich zu einer Geldwirtschaft umständliche und uneffektive planwirtschaftliche Tauschhandel musste daher mit bedingungslosem Gehorsam gegenüber der staatlich verordneten Verteilungshierarchie und notfalls mit (brutaler) Gewalt durchgesetzt werden. Ohne die vielfältigen religiösen Verblendungen wäre diese Situation für das Volk unerträglich gewesen; nur durch ihre geistigen Beschneidungen konnten die im Ursozialismus arbeitenden Menschen überhaupt einen Sinn in ihrer Existenz sehen.

Der Anfang der menschlichen Zivilisation (freie Marktwirtschaft = Paradies) war die geistige Beschneidung einer zuvor in der unbewussten Sklaverei des Ursozialismus gefangenen Volksgruppe durch einen Revolutionär (nennen wir ihn Mose), der etwa im dreizehnten vorchristlichen Jahrhundert einen neuen künstlichen Archetyp entwickelte, der dieses Volk "wahnsinnig genug" für die Benutzung von Zinsgeld machte. Mose hatte sich überlegt, dass es ausreichen müsste, den Geldverleih gegen Zins (Baum der Erkenntnis) ausschließlich in die eigene Hand zu nehmen und dem Volk das gegenseitige Zinsnehmen einfach zu verbieten, um damit den Zinsgeldkreislauf (Baum des Lebens) stabil zu halten. Die Urform des heute "zweiten" Schöpfungsmythos (Paradiesgeschichte in der Genesis, dem ersten Buch Mose) stammt tatsächlich von Mose (unabhängig davon, ob er so hieß), während der heute "erste" Schöpfungsmythos der Genesis erst im sechsten vorchristlichen Jahrhundert von der israelitischen Priesterschaft davor gesetzt wurde, um den unbewussten Kulturmenschen von der anfänglichen Basisfunktion "dem Investor höriger Unternehmer" zur fatalen Funktion "dem Kapitalismus folgender Investor" umzuprogrammieren. Zu diesem Zeitpunkt hatte man eingesehen, dass weder Zinsverbote noch beliebig komplizierte Sozialgesetze den Frieden in einer Zinsgeldwirtschaft sicherstellen können. Die Erbsünde (der Privatkapitalismus) führt über den Zinsmechanismus zu einer zwangsläufigen Spaltung der Gesellschaft in arm und reich, unabhängig von den Fähigkeiten des Einzelnen. Die Zivilisation muss daher immer wieder an der sozialen Ungerechtigkeit zerbrechen und der nächste Krieg ist – zwecks umfassender Sachkapitalzerstörung – unvermeidlich.

Die rückständige und noch immer gegenwärtige Kulturstufe der Menschheit basiert auf dem künstlichen Archetyp Jahwe = Investor (jahwistische Schicht des alten Testamentes), der nachträglich vom künstlichen Archetyp Elohim = Kapitalismus (priesterliche Schicht) mit der verzweifelten Absicht im kollektiv Unbewussten verfestigt wurde, die Menschheit durch die bittere Erfahrung immer neuer zwangsläufiger Kriege (Wahnsinn mit Methode) zu der Erkenntnis zu bringen, wie die Makroökonomie zu gestalten ist, damit die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen über leistungslose Kapitaleinkommen beendet wird (Erlösung). Damit wurde der Krieg zum Vater aller Dinge, aber aus Schaden soll der Mensch schließlich klug werden. So hat sich mittlerweile in der katholischen Priesterschaft herumgesprochen, dass Frauen nicht "sündiger" sind als Männer, während der islamischen Priesterschaft diese Einsicht noch etwas schwer fällt. Auf der anderen Seite akzeptieren die Allah-Gläubigen (der Prophet Mohammed machte den "ersten" Schöpfungsmythos wieder rückgängig) eher als die Gottesgläubigen, dass das Finanzkapital (Eva) dem Sachkapital (Adam) keinen leistungslosen Kapitalgewinn (Frucht vom Baum der Erkenntnis) abfordern darf. Die Entscheidung, welche Priesterschaft die "klügere" ist, steht also noch aus. Doch wenn die Priester den Sinn ihres anfänglichen Schöpfungsmythos wieder verstanden haben, dürfen wir zuversichtlich hoffen, dass beide Priesterschaften endlich aus ihren Träumen erwachen. Sollte das nicht gelingen, wusste man schon vor 2600 Jahren, dass sich in diesem Fall die Zivilisation selbst zerstören würde (Armageddon = globale Liquiditätsfalle).

Es gibt keine Moral, die Intelligenz ersetzen kann (1. Gebot). Dieser Grundsatz war und ist der "heiligen katholischen Kirche" fremd, nachdem sie zur römischen Staatsreligion geworden war, die "Bildzeitung der Antike" (die vier biblischen Evangelien) als ihr neues Testament definierte und dann die originale Heilige Schrift (Gnosis = Wissen) für "häretisch" erklärte und zusammen mit den Gelehrten, die sie gelesen hatten, verbrannte, bzw. ermordete. Heutzutage gibt es daher Kindergarten-Diskussionen und Diskussionen für Erwachsene. Erstere behandeln die sinnlose Frage, ob es noch eine andere Möglichkeit für das zivilisierte Zusammenleben geben könnte als die Globale Soziale Marktwirtschaft (Natürliche Wirtschaftsordnung), die der Sozialphilosoph Silvio Gesell (1862 – 1930) bereits 1916 beschrieben hatte, und die Ludwig Erhard (der beste Politiker, den das ehemalige Land der Dichter und Denker je hatte) noch nicht durchsetzen konnte, weil ihm die "katholische Soziallehre" in die Quere kam. Letztere behandeln die sinnvolle und überaus interessante Frage, warum es Kindergarten-Diskussionen sogar noch im 21. Jahrhundert gibt.

(Nag Hammadi Library / Thomas-Evangelium / Logion 53) Seine Jünger sagten zu ihm: "Nützt die Beschneidung oder nicht?" Er sagte zu ihnen: "Wenn sie nützlich wäre, würde ihr Vater sie aus ihrer Mutter beschnitten zeugen. Aber die wahre Beschneidung im Geiste hat vollen Nutzen gefunden."

Schon seit Jesus von Nazareth wären die Religionen und das damit verbundene Elend unnötig gewesen. Er war der erste Denker in der bekannten Geschichte, der sich nicht nur aus eigener Kraft aus seiner religiösen Verblendung befreien konnte (Auferstehung), sondern auch die einzig denkbare Lösung zur Überwindung der Erbsünde erkannte (Erleuchtung). Doch er musste einsehen, dass seine hoffnungslos religiös verblendeten Zeitgenossen noch nicht vernünftig genug waren, das "unglaublich" einfache Mittel zur Herstellung absoluter Gerechtigkeit zu verstehen. Es blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als sich selbst auf das Niveau eines Priesters zu begeben und eine neue Verblendung zu installieren, den dreifaltigen Gott: die "wahre Beschneidung im Geiste", die im Gegensatz zu allen anderen geistigen Beschneidungen (selektive geistige Blindheit), die der halbwegs zivilisierte Kulturmensch im Verlauf seiner Geschichte zu ertragen hatte, kein makroökonomischer Konstruktionsfehler mehr ist, sondern die Erlösung selbst:

Vater = Kreditangebot
Sohn = Kreditnachfrage
heiliger Geist = umlaufgesichertes Geld

Nicht nur die "Sündhaftigkeit der Frau", sondern alle sexuellen Zwangsneurosen, welche ausnahmslos auf theologischen Fehlinterpretationen der originalen Heiligen Schrift beruhen, werden sich, zusammen mit den Religionen und allen anderen Zivilisationsproblemen, von selbst auflösen, sobald wir die elementarste zwischenmenschliche Beziehung, das Geld, endlich von einem primitiven Ausbeutungsmittel in ein professionelles Zwischentauschmittel (heilig = gesichert, Geist = Geldumlauf) geändert haben. Wie das funktioniert, wissen wir seit einem Jahrhundert. Und wer ist der Teufel, die böse Schlange, die unsere liebe Eva zur Erbsünde verführte? Die "Schlange" ist ein vorantikes Symbol für die Sparsamkeit, denn nur die Schlange erspart sich Arme und Beine. Der lebendige Mensch lässt das Geld fließen!

"And the people bowed and prayed to the neon god they made.
And the sign flashed its warning, in the words that it was forming.
And the sign said:
The words of the prophets are written on the subway walls and tenement halls - and whispered in the sound of silence."


Mit freiwirtschaftlichem Gruß

Stefan Wehmeier
http://www.deweles.de/willkommen/cancel-program-genesis.html

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